Ich wollte schon immer einen eigenen Hund haben. Meine Eltern, beide auf einem Bauernhof aufgewachsen, hatten jedoch mit Haustieren absolut nichts am Hut. Als Kind bin ich beim Wochenend-Großeinkauf extra in der Hunde-zubehörabteilung "verloren" gegangen, damit ich mir in Ruhe ausmalen konnte, welche Leine oder welches Körbchen ich für meinen imaginären Hundefreund erwerben würde.
Zu meinem Beruf passte ein eigener Hund auch nie, denn die Arbeitstage als Fotografin waren einfach zu lang und stressig, als dass ein Hund dort die Zeit und Aufmerksamkeit bekommen hätte, die er benötigt. Doch der Wunsch, mehr mit diesen Tieren zu tun zu haben, hat mich nie losgelassen.
Der erste Schritt war ein "Leihhund" namens Fritzi, eine Terriermischlingshündin, die glücklicherweise einer Hundetrainerin gehörte und mir das Zusammensein mit einem Hund sehr schmackhaft gemacht hat. Sie hat mich von Anfang an verstanden, denn dafür wurde sie von klein auf ausgebildet. Sie war ein echter Glücksgriff und hat mir gezeigt, wie bereichernd das Leben mit einem aufmerksamen, gut ausgebildeten und liebevollen Hund sein kann.
Durch sie kam auch der Wunsch in mir auf, selber solch einen treuen Begleiter ausbilden zu können - oder anderen Menschen dabei zu helfen.
Nächste Station war ein Praktikum bei einer hiesigen Dogwalkerin, wo ich erste Einblicke in das Betreuen von Hundegruppen bekam. Diese Arbeit hat mich fasziniert: was von außen so einfach aussah,
war nach längerem Hinsehen ein sehr komplexer Job. Er fordert vom Menschen Überblick, Ruhe, Konzentration, eine gute Beobachtungsgabe und Beurteilungsvermögen von Hundepersönlichkeiten, sowie ein
umfangreiches Wissen über das Sozialverhalten der Hunde untereinander und gegenüber dem Menschen. Ich bin hängen geblieben - und habe Ende 2017 beschlossen, mich als Hundesitter selbständig zu
machen und nebenbei eine Ausbildung zum Hundetrainerin und Verhaltensberaterin zu absolvieren, die ich Ende 2020 erfolgreich abgeschlossen habe.
Im Zuge der Pandemie ergab sich für viele Menschen auf einmal die Möglichkeit, einen Hund in die Familie aufzunehmen, Home Office sei Dank. Oft waren und sind es immer noch Hunde aus dem Tierschutz, wo die Tiere meistens ein Vorleben hatten und in nicht so behüteten Verhältnissen aufgewachsen sind, wie unsere heimischen Vierbeiner. Gewalterfahrungen, Reizarmut in der frühen Entwicklungsphase, Aggressionen von Artgenossen oder Geburten unter hohem Stress sind nur einige Faktoren, die zu Verhaltensauffälligkeiten bei den Hunden führen können und hier, im friedlichen und wohlgeordneten Deutschland , wo der gerettete Hund die wohlgemeinten Erwartungen der neuen Besitzer erfüllen soll, kommt es vermehrt zu Problemen in der Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Diese Entwicklung hat bei mir den Wunsch geweckt, verhaltensauffälligen Hunden und ihren Haltern zu helfen. Mittlerweile befinde mich nun im zweiten Jahr meiner vierjährigen Hundepsychotherapie Ausbildung bei dogument.